DAMIT ES IRGENDWANN NORMAL WIRD

LERNREISE ALS UNIFORMAT

 

Unser großer Wunsch ist es, dass sich eine bundesweite Kultur unter angehenden Pädagog*innen entfaltet, in der es selbstverständlich ist, gute Beispiele aus der Praxis z. B. in Form von Lernreisen zu besuchen. Da das Lernreise-Projekt, genauso wie die Initiative Kreidestaub insgesamt ursprünglich aus Enttäuschung über das Lehramtsstudium entstanden sind, liegt unsere Priorität darauf, Lernreisen als universitäres Format zu etablieren. Das schließt eine Anrechnung auf die im Lehramtsstudium zu erbringenden Leistungspunkte mit ein – sowohl für den Bachelor als auch für den Master. 

 

Wie eine Lernreise als universitäres Format aussehen kann und an welchen Universitäten dieses bereits existiert, lässt sich auf dieser Unterseite nachlesen.



LERNREISE ALS FORMAT AN DEINER UNI?

KONZEPT

 

 

Selbstorganisierte Lernreisen zu gelingenden Schulen als universitäres Format in der Lehramtsausbildung.

 

Worum geht es?

 

Wir möchten das Lehramtsstudium um ein Veranstaltungsformat ergänzen, in dessen Mittelpunkt eine 12-tägige Lernreise zu 6 ausgezeichneten Schulen in Deutschland steht. Gruppen von ca. 12 Studierenden organisieren sich diese Reise selbst und werden dabei von erfahrenen Studierenden begleitet. Dies beinhaltet alle wesentlichen Entscheidungen bezüglich der Schulauswahl, des Transportes, der Unterkünfte und der Finanzierung. Gleichzeitig findet in einem Vorbereitungsseminar eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit qualitativen Beobachtungsmethoden und Kriterien guter Schule statt. An den Schulen hospitieren die teilnehmenden Studierenden im Unterricht, lassen sich konzeptionelle Besonderheiten zeigen und führen intensive Gespräche mit den verantwortlichen Akteuren. Jeder Schulbesuch wird im Anschluss persönlich und fachlich reflektiert. Dabei übernehmen die Studierenden ein hohes Maß an Verantwortung für ihr eigenes Lernen und eine produktive Zusammenarbeit in der Gruppe. Nach der Lernreise wird das Erlebte während eines Nachbereitungswochenendes vertieft, weitergedacht und in Bezug zu eigenen Vorstellungen und aktuellen Debatten der Schulentwicklung gesetzt.

 

Warum braucht es dieses Format?

 

Die Lehramtsausbildung fokussiert fast ausschließlich auf Fachwissen und die didaktische Seite des Unterrichts. Letzteres vor allem theoretisch. Schule ist aber mehr als Unterricht. 41 % der jungen Lehrkräfte geben an, im Studium nicht ausreichend auf die umfassenden Anforderungen des Schulalltags vorbereitet worden zu sein (Vodafone-Stiftung, 2012). Aspekte wie Teamarbeit, Schulentwicklung, Inklusion, Partizipation oder Elternkommunikation werden unzureichend thematisiert. Gleichzeitig gibt es in Deutschland Schulen, die intelligente Lösungen auf die vielfältigen Herausforderungen des Schulalltags finden (z. B. 55 Preisträger d. Deutschen Schulpreises). Leider bleiben diese oft einsame Modellprojekte. Angehende Lehrkräfte lernen diese Positivbeispiele nicht kennen, beschäftigen sich kaum mit Schulentwicklung und haben meist einen eingeschränkten Horizont, wie Schule innovativer und erfolgreicher gestaltet werden kann. Das Lernreise-Format kann ihren Blick für unterschiedliche (Schul-)Konzepte weiten, differenzieren und versachlichen. Der intensive Austausch mit Vorbildern macht Handlungsspielräume und Stellschrauben für Schulentwicklung sichtbar. Dies motiviert und inspiriert Lehramtsstudierende und verhilft zu einer machbaren Vision einer guten Schule. Durch den selbstorganisierten Charakter der Veranstaltung sollen die Teilnehmenden Teamarbeit erproben und als stärkend und selbstwirksamkeitsfördernd erleben.

 

Implementierung an anderen Universitäten

 

Im Wintersemester 2014/2015 und im Sommersemester 2015 wurde das Format an der Humboldt-Universität zu Berlin mit jeweils zwei Gruppen durchgeführt. Das Projekt wurde im überfachlichen Wahlbereich angeboten. Ab dem Wintersemester 2015/2016 wird es in das Angebot der Professional School of Education (PSE) aufgenommen. Die Humboldt-Universität erkennt das Format im Bereich des ‘Berufsfeld erschließenden Praktikums’ sowie als Seminar im erziehungswissenschaftlichen Pflichtbereich für Lehramtsstudierende an.

 

Gelingensbedinungen für eine Umsetzung als Universitäres Format

 

Aus den bisherigen Umsetzungen des Formats im Rahmen universitärer Lehre haben sich Gelingensbedingungen herauskristallisiert, die von den Initiatoren als maßgeblich erachtet werden, um die dargestellten Lerneffekte zu erreichen.

 

  1. Pro Gruppe sollen etwa 12 Studierende teilnehmen (maximal 16 und mindestens 8), damit einerseits ausreichend viele Personen zur Verteilung der Aufgaben und zur Sicherung einer Vielperspektivität vorhanden sind und andererseits die Gruppe für die besuchten Schulen nicht zu groß und für Entscheidungsprozesse nicht zu schwerfällig wird.
  2. Die Gruppen der Teilnehmenden sollen in Bezug auf Alter, Studiensemester, Studienfach und auch Studiengang möglichst heterogen sein, um ein produktives Spannungsverhältnis aus vielfältigen Perspektiven und Vorerfahrungen zu ermöglichen.
  3. Die Gruppen sollen von Studierenden geleitet werden. Die Abwesenheit eines etablierten Dozierenden der Universität unterstreicht den selbstorganisierten Charakter, betont die Notwendigkeit für gleichwürdige Teamarbeit und macht den Teilnehmenden ihre Verantwortung für das Gelingen der Reise besonders deutlich. Im Optimalfall besteht die Gruppenleitung aus 2–3 Studierenden, von denen mindestens eine Person bereits selbst an einer Lernreise teilgenommen hat und die methodisch geschult bzw. erfahren ist.
  4. Entscheidungen über Schulauswahl, Route, Unterkünfte, Fundraising, Transport und Ergebnisdokumentation sollen deshalb maßgeblich von den Teilnehmenden getroffen werden. Feststehen vor Beginn des Projektes nur der Reisezeitraum, die Anzahl der zu besuchenden Schulen (6) und die Termine der Vor- und Nachbereitungsseminare.
  5. Das Gruppenleitungsteam gestaltet die Vor- und Nachbereitungsseminare in Hinblick auf drei wesentliche Aspekte:
  • Methoden zur wissenschaftlich fundierten, inhaltlichen Auseinandersetzung mit ‘guter’ Schule, deren Kriterien und Beobachtbarkeit.
  • Methoden, die einer produktiven Gruppendynamik dienen (Konfliktlösung, Kennenlernen, Entscheidungen treffen, Feedbackkultur).  
  • Methoden und Rahmen, die im Sinne des Projektmanagements eine effektive und selbstorganisierte Planung der Lernreise mit verteilten Verantwortlichkeiten ermöglichen.

Sie nimmt eine coachende und unterstützende Rolle ein. Sie schafft Anlässe, in denen die Teilnehmenden eigene Erfahrungen machen können und bringt ihr Vorwissen selektiv und sensibel ein.

 

Die Universität soll das Engagement angemessen wertschätzen. Beispielsweise für die anleitenden Studierenden in Form von SHK-Stellen, Lehraufträgen oder Aufwandsentschädigungen/Honoraren und für die teilnehmenden Studierenden in Form von Anrechnung und Studienpunkten.

 

Individueller Weg

 

Uns ist bewusst, dass die Implementierung von solch einem Format seitens der Universität mit Aufwand verbunden ist. Wir haben ein Interesse daran, unsere Lernreisen so zu etablieren, dass sie für Ihre Universität (bzw. PSE/ZfL/ZeLB) als bereichernd wahrgenommen wird. Wir würden uns wirklich sehr freuen, wenn Sie unser Anliegen unterstützen können und wir in einen Austausch darüber gelangen, unter welchen Bedingungen unser Format an Ihrer Universität möglich wäre. Wir sind flexibel und finden gerne gemeinsam kreative Lösungen.