DIE ROLLE VON LERNREISE-GRUPPENLEITUNGEN IM VORBEREITUNGSSEMINAR
#Gruppenleitungen #Seminargestaltung
Am Lernreise-Standort Berlin/Potsdam hat sich ein Modell (LINK: Support-System für Gruppenleitungen) entwickelt, bei dem jede Lernreisegruppe von einem Gruppenleitungsteam aus ca. drei Personen begleitet wird. Dieser Artikel zur Rolle von Lernreise-Gruppenleitungen basiert auf diesem Modell.
Wenn ihr euch in eurer Lernreisegruppe oder an eurem gesamten Standort dagegen entscheidet, explizit Gruppenleitungen zu benennen, und euch dafür entscheidet, die Verantwortlichkeiten anders zu verteilen, ist das natürlich auch in Ordnung! Wahrscheinlich lohnt es sich aber trotzdem, diesen Artikel zu lesen, da einige der folgenden Themen, Fragen und Aufgaben bei euch bestimmt auch aufkommen werden.
Eine Lernreisegruppe zu leiten kann sich sehr vom Gruppenleiten in anderen Kontexten (Uni-Seminare, Jugendarbeit etc.) unterscheiden. Das liegt zum Teil an den besonderen Rahmenbedingungen: Die Teilnehmenden sind freiwillig da und bekommen oft keine ECTS/LPs für die Teilnahme. Außerdem sind Seminarleitung und Teilnehmende in einem ähnlichen Alter, studieren noch und fahren am Ende des Semesters zusammen auf einen zweiwöchigen “Roadtrip”. Ein hierarchischer Gruppenleitungsstil scheint in dieser Situation weder möglich noch angebracht, ist im Konzept des Projektes aber auch nicht vorgesehen. Für vieles ist die Gruppe ja auch selbst verantwortlich. Dazu zählt unter anderem die Planung und Organisation der Reise. Aber auch inhaltlich kann Stück für Stück Verantwortung an die Gruppe abgegeben werden, indem die Teilnehmenden ihre eigenen thematischen Interessen einbringen und z.B. einzelne Sitzungen mit vorbereiten. Auf der Reise tragen dann sowieso alle Gruppenmitglieder zur inhaltlichen Gestaltung mit bei. Das passiert allein schon durch Austausch und Diskussion, aber z.B. auch durch das Vorbereiten und Anleiten der Schulreflexionen. Die Gruppenleitung trifft also nicht die Entscheidungen für die Gruppe, sondern gestaltet einen Rahmen, in dem Lernen, Auseinandersetzung, Reflexion etc. gut funktionieren können und unterstützt die Teilnehmenden dabei, zu einer Gruppe zu werden und als diese zu wachsen.
Aus diesen Besonderheiten ergeben sich für Lernreise-Gruppenleitungen häufig die folgenden Spannungsfelder:
Ein perfektes “Rezept” für den Umgang damit gibt es natürlich nicht. Aber hier am Standort Berlin/Potsdam haben wir die Erfahrung gemacht, dass es den Lernreise-Gruppenleitungen hilft, diese Spannungsfelder explizit zu benennen, um als Team darüber sprechen und reflektieren zu können und gemeinsam einen guten Umgang damit zu finden.
Wofür hat die Gruppenleitung den Hut auf? Und wofür nicht?
“Den Hut für etwas aufhaben” bedeutet hier: Dafür verantwortlich sein, dass etwas passiert. Das heißt nicht, dass der*die Hutträger*in (in dem Fall die Gruppenleitung) alles auch selbst machen muss. (LINK: Hutprinzip)
Lernreise-Gruppenleitungen haben den Hut dafür auf, dass ...
... die Sitzungen des Vorbereitungsseminars inhaltich vorbereitet und angeleitet werden.
... im Seminar eine Auseinandersetzung mit diesen Themen erfolgt:
... die Seminarteilnehmer*innen dabei unterstützt werden, zu einer Gruppe zu werden (z.B. durch das Etablieren einer Feedbackkultur, Raum für
Kennenlernen, Zeit für informellen Austausch, etc.), und die Teilnehmenden sich bewusst sind, dass die Gruppendynamik für das Gelingen der Reise von
Bedeutung ist. (LINK: Säule Gruppe)
... die Gruppendynamik nicht aus den Augen verloren wird und ggf. bestehende Konflikte thematisiert werden.
... die Teilnehmen wissen, was zur Organisation einer Lernreise dazu gehört (Schulauswahl und -kontakt, Unterkunftssuche, Finanzierung, Transport und
Dokumentation) und wann welche Aufgabe bearbeitet werden sollte.
... die Gruppe Methoden & Werkzeuge kennen und anwenden lernt, um die Planung der Reise und Entscheidungsfindungsprozesse zu strukturieren (z.B.
Teamsitzung (Link) und Hutprinzip).
... Verantwortungen (oder Hüte) für die Organisation der Reise von Seminarteilnehmer*innen bewusst übernommen werden und es Raum gibt, den Wunsch
nach Unterstützung zu kommunizieren, sollten sich Teilnehmende überfordert oder überlastet fühlen.
... es über den aktuellen Stand der Reiseplanung einen Überblick gibt und dieser für alle transparent gemacht wird und immer klar ist, was bis zur Reise noch
zu tun ist, z.B.
... durch die Nutzung von Trello, durch Updates in der Teamsitzung & Visualisieren des Planungsstandes auf einem Übersichtsplakat (vor allem in den letzten
Sitzungen).
... die Teilnehmenden die Wichtigkeit der Schulreflexionen erkennen und jeder Schulbesuch anschließend reflektiert wird.
... die Gruppenmitglieder dafür sensibilisiert werden, dass die eigene Lernreise Teil des Gesamtprojekts Prinzip Lernreise ist und jede Gruppe mit die
Verantwortung dafür trägt, dass dieses Projekt weiterbestehen kann, z.B. indem der Kontakt mit den Schulen und Schulbesuche so gestaltet werden, dass
bei Schulen ein positives Bild von Prinzip Lernreise entsteht bzw. bestehen bleibt (LINK: Lernreise für alle und alle für Lernreise.).
... es ein Nachbereitungsseminar gibt, bei dem Teilnehmende die Möglichkeit bekommen, das Erlebte zu reflektieren, sich darüber auszutauschen, es Raum
für einen Abschluss mit der Lernreisegruppe gibt und Ideen zur Inspiration geteilt werden, wie eine weitere Auseinandersetzung mit den Themen der Reise
aussehen könnte, z.B. indem über andere Kreidestaub-Projekte informiert wird (LINK: Kreidestaub Erklärung).
Lernreise-Gruppenleitungen sind nicht dafür verantwortlich, …
... die Reiseplanung und -organisation zu großen Teilen zu übernehmen. Ihr seid Gruppenleitungen, keine Reiseveranstalter*innen!
... dass alle Teilnehmenden ihre Wunschschule besuchen.
... als Expert*innen alle inhaltlichen Fragen der Teilnehmenden beantworten zu können. Ihr seid auch Lernende und Expertise könnt ihr euch auch anders in
Seminar holen.
Um falsche Erwartungen zu vermeiden, könnt ihr als Gruppenleitung auch den Seminarteilnehmer*innen transparent machen, wofür ihr euch verantwortlich fühlt und wofür nicht.
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