DIE DREI SÄULEN DES VORBEREITUNGSSEMINARS
#Seminargestaltung #Gruppenleitung
Die drei Säulen “Gruppendynamik & Zusammenarbeit”, “Inhaltlliche & akademische Auseinandersetzung” und “Planung & Organisation” unterteilen das Vorbereitungsseminar in drei große, thematische Dimensionen.
Gruppendynamik und Zusammenarbeit
Zur Säule “Gruppendynamik und Zusammenarbeit” gehört alles, was dazu beiträgt, dass sich aus einem Haufen von Einzelpersonen ein Team entwickelt. Ein Team, das effektiv zusammenarbeiten,
Entscheidungen treffen und gemeinsam lernen und reflektieren kann. Durch gegenseitiges Kennenlernen, das Entwickeln einer wertschätzenden Feedback- und
Kommunikationskultur, Thematisieren von Entscheidungsfindungsprozessen, das Kennenlernen von Methoden zur Reflexion und Dokumentation und eine Auseinandersetzung mit der Frage, wie die Gruppe das
eigene Lernen auf der Reise gestalten will, wird im Vorbereitungsseminar die Grundlage für ein konstruktives und produktives Miteinander auf der Reise gebildet.
Inhaltliche und akademische Auseinandersetzung
Bei der Säule “Inhaltliche und akademisch Auseinandersetzung” geht es darum, dass die Gruppe sich mit den Themen der Reise im Vorfeld beschäftigt, z.B. mit eigenen und fremden Kriterien für “gute Schule”, Schulentwicklung, Schulkritik, Beobachten von Lernsituationen, etc. Dabei sollten akademische Diskurse und wissenschaftliche Quellen berücksichtigt werden und klar von subjektiven Erfahrungen und Meinungen abgegrenzt werden. Das soll Teilnehmende darauf vorbereiten, auf der Reise Gesehenes von eigenen Erfahrungen zu abstrahieren und einzuordnen. Da pädagogisches Wissen immer umstritten ist, es im Kontext Schule also nie die eine Position oder Meinung gibt, ist es für angehende Lehrkräfte wichtig, pädagogische Themen zu reflektieren, um sich eine begründete Meinung zu bilden. Das Vorbereitungsseminar bietet eine Möglichkeit für diese Art der Auseinandersetzung mit Themen.
Planung und Organisation
Da die Reise von der Lernreisegruppe selbst organisiert wird, ist auch die Säule “Planung & Organisation” ein fester Bestandteil des Vorbereitungsseminars. Sie umfasst alles, was passieren muss, damit die Reise stattfinden kann. Dazu gehört die Auswahl von Schulen und der Kontakt mit diesen, die Planung der Reiseroute, das Organisieren von Transportmitteln, Unterkünften und Verpflegung und die Finanzierung der Reise. Hierfür muss die Gruppe so einige Fragen für sich beantworten und viele Entscheidungen gemeinsam treffen. Im Vorbereitungsseminar werden “Werkzeuge” dafür vorgestellt (z.B. Hut-Prinzip & Teamsitzung) und Räume gegeben, damit die Gruppe Verantwortungen verteilen und selbstorganisiert die Reiseplanung gestalten kann.
Warum überhaupt diese Unterteilung?
Die Erfahrung aus bisherigen Lernreisen hat gezeigt, dass die thematische Unterteilung die Strukturierung des Vorbereitungsseminars und die Planung der einzelnen Sitzungen erleichtert und der ganzen Gruppe Orientierung bietet. Wenn z. B. auf dem Ablaufplan erkennbar wird, dass in der Sitzung noch eine Orga-Einheit geplant ist, können Teilnehmende sicher sein, dass sie ihr organisatorisches Anliegen in dieser Phase einbringen können.
Balance und Wechselwirkung der drei Säulen
Jeder dieser drei Bereiche ist für das Gelingen des Projekts wichtig. Daher sollte allen drei Säulen im Vorbereitungsseminar etwa gleich viel Bedeutung zukommen. Das heißt nicht, dass in jeder Sitzung des Seminars immer genau gleich viel Zeit für jede Säule eingeplant werden muss. Ganz im Gegenteil, es kann durchaus sinnvoll sein, bei einzelnen Sitzungen den Schwerpunkt auf eine der drei Säulen zu legen. Beispielsweise könnte in einer Sitzung der Großteil der Zeit für die Auseinandersetzung mit Kriterien von guter Schule verwendet werden, während in einer anderen der Fokus auf die Reiseplanung gelegt wird, z. B. mit einer langen “Machen-statt-Quatschen-Phase” und einer Teamsitzung. Eine andere Möglichkeit ist, mal eine Lernreise-Sitzung in den Park zu verlegen und dort erlebnispädagogisches Teambuilding zu machen. Die Balance der drei Säulen sollte also eher über das Semester hinweg gedacht werden. Um einen Überblick darüber zu behalten, ist es sinnvoll, wenn Gruppenleitungen überlegen, welcher Seminarinhalt zu welcher Säule gehört und dies auch für Teilnehmende transparent machen.
Trotz der Unterscheidung zwischen den drei Säulen kann es natürlich inhaltliche Überschneidungen bei einzelnen Blöcken bzw. Methoden geben. Beispielsweise kann eine Methode, bei der es um Austausch zu verschiedenen Fragen oder Thesen zum Thema Schule geht (z.B. Kugellager, eine Minute Monolog oder Soziometrische Aufstellung) gleichzeitig der inhaltliche Auseinandersetzung und dem Kennenlernen dienen. Ein weiteres Beispiel ist die Teamsitzung, in der sowohl organisatorische Dinge geregelt werden als auch Grundlagen der Zusammenarbeit ausgehandelt und geübt werden. Auch bei der Schulauswahl gibt es eine Überschneidung von zwei Säulen, nämlich der Säule “Planung & Organisation” und der Säule “Inhaltliche & akademische Auseinandersetzung”.
Außerdem haben die drei Säulen eine Art Wechselwirkung aufeinander. Die Planung und Organisation der Reise fällt leichter, wenn vorher Grundlagen der Zusammenarbeit besprochen wurden. Andererseits kann die gemeinsame Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Texten auch dazu genutzt werden, an der Kommunikationskultur der Gruppe zu arbeiten. Und so weiter …
FÜR GRUPPENLEITUNGEN: HINWEISE ZUR UMSETZUNG
Gruppendynamik und Zusammenarbeit
Seid euch bewusst, dass ihr in eurer Rolle als Gruppenleitung maßgeblich die Entwicklung der Gruppendynamik in eurer Gruppe beeinflusst. Gerade in der Anfangsphase setzt ihr durch euer eigenes Verhalten und der Einführung von Abläufen und Kommunikationsmodellen Maßstäbe, zu denen sich die Teilnehmenden positionieren. Die Art und Weise, wie beispielsweise Konflikte thematisiert, Verantwortlichkeiten vergeben und transparent gemacht werden oder die Verteilung von Redebeiträgen geregelt wird, kann dazu beitragen, dass die Gruppenmitglieder sich sicher fühlen. Wenn ihr mit eurem Seminar einen “Raum” schafft, in dem sich die Gruppenmitglieder offen zeigen können, gewinnt die Arbeit an Qualität und es werden Kapazitäten für die inhaltliche Auseinandersetzung frei.
Zwar kann die Entwicklung und das Aufrechterhalten einer wertschätzenden, sensiblen und produktiven Atmosphäre ohne das Mitwirken der Gruppenmitglieder nicht funktionieren; dennoch gilt: Für die Qualität eures Seminars bleibt letztlich ihr verantwortlich. Behaltet dazu die Gruppendynamik im Blick, damit ihr Methoden auswählen könnt, die zur Gruppe und zur jeweiligen Situation passen. (LINK: Gruppenphasenmodell).
Inhaltliche und wissenschaftliche Auseinandersetzung
Mit der Auswahl der Literatur und Quellen eurer inhaltlichen Arbeit setzt ihr Maßstäbe für die künftige Gestaltung eures Seminars (LINK: Reader) .
Damit sich die Gruppe vertiefend mit dem Inhalt des Projektes auseinandersetzen kann, ist es sinnvoll, ein gemeinsames Verständnis über Strukturen, Akteure, Verbände usw. in und um Schule zu entwickeln. Dadurch wird die Argumentation in Diskussionen für alle Beteiligten anschlussfähiger und lässt sich von eigenen, subjektiven (schul-)biografische Erfahrungen besser abgrenzen und abstrahieren.
Obwohl wir Themenfelder empfehlen und im Reader bereits Texte zur Auswahl stehen, liegt die inhaltliche Schwerpunktsetzung aber in euren Händen. Welche Themen wann und von wem ausgewählt und behandelt werden, könnt ihr gemeinsam mit eurer Gruppe entscheiden. Beispielsweise gibt es die Möglichkeit, die inhaltliche Gestaltung des Seminars für die Teilnehmenden zu öffnen bzw. einzelne Slots komplett abzugeben. Auch die Zusammenarbeit mit Menschen außerhalb des Seminars ist selbstverständlich möglich. Als Gruppenleitungsteam solltet ihr jedoch unbedingt den Bezug zum Projekt im Blick behalten und im Zweifel immer wieder auf diesen verweisen.
Planung und Organisation
Obwohl die Planung und Organisation der Lernreise von der ganzen Gruppe gemeinsam getragen wird, seid ihr dafür verantwortlich, dass die Teilnehmen wissen, was zur Organisation einer Lernreise dazu gehört (Schulauswahl und -kontakt, Unterkunftssuche, Finanzierung, Transport und Dokumentation) und wann welche Aufgabe bearbeitet werden sollte. Außerdem ist es wichtig, dass ihr Methoden und Werkzeuge einführt und diese als Gruppe anwenden lernt, um die Planung der Reise und Entscheidungsfindungsprozesse zu strukturieren (z. B. Teamsitzung (Link) und Hutprinzip).
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